Die Zukunft der Immobilie wird zunehmend von den Prinzipien der Kreislauffähigkeit (Circular Economy) und einer mieterfreundlichen Ausrichtung geprägt, allerdings steht die Branche aktuell an einem Wendepunkt bezüglich der konsequenten Umsetzung beider Ziele.
Kreislauffähigkeit in der Immobilienwirtschaft
Die Baubranche ist bisher einer der ressourcenintensivsten Sektoren, verursacht hohe Abfallmengen und CO₂-Emissionen. Doch mehrere Trends deuten auf eine Transformation hin:
Zirkuläres Bauen gewinnt an Bedeutung: Gebäude werden so konzipiert, dass Materialien am Ende des Lebenszyklus wiederverwendet oder recycelt werden können (z.B. Urban Mining, sortenreines Bauen, modulare Bauweisen).
Gesetzliche Vorgaben auf EU- und Bundesebene fördern Kreislaufansätze, z.B. mit der EU-Taxonomie und Nachhaltigkeits-Kriterien bei öffentlichen Ausschreibungen.
Die Digitalisierung (Gebäudedatenpässe, „Materialausweise“) ermöglicht eine bessere Nachverfolgbarkeit von Bauprodukten für spätere Wiederverwendung.
Noch steht die breite Umsetzung am Anfang. Viele Hindernisse bestehen u.a. durch fehlende Standards, höhere Anfangsinvestitionen und mangelnde Verfügbarkeit kreislauffähiger Baustoffe. Doch Pilotprojekte und steigender Regulierungsdruck verschieben aktuell die Marktrealität.
Mieterfreundlichkeit als Zukunftsfaktor
Parallel dazu setzt sich eine stärkere Mieterzentrierung durch:
Künftige Wohn- und Arbeitsformate verlangen Flexibilität: Gemeinsam genutzte Flächen, Co-Living/Working, Sharing-Angebote oder modulare Räume kommen Mieterbedürfnissen entgegen.
Energieeffizienzmaßnahmen und erneuerbare Energien machen Immobilien nicht nur nachhaltiger, sondern senken auch die Betriebskosten für Mieter.
Digitale Tools ermöglichen mehr Transparenz (z.B. über Nebenkosten und Energieverbrauch) und erhöhen die Mitbestimmung bzw. die Servicequalität.
Dennoch gibt es Zielkonflikte, insbesondere bei Investitionen in Nachhaltigkeit: Mietsteigerungen durch Modernisierung dürfen die soziale Durchmischung und Erschwinglichkeit nicht gefährden. Die Politik begegnet dem mit Regulierungen (z.B. Mietpreisbremse, Förderung für bezahlbaren Wohnungsbau oder Sanierungsförderungen).
Fazit
Die Zukunft der Immobilie ist tendenziell sowohl kreislauffähig als auch mieterfreundlich, sofern regulatorische, technologische und soziale Innovationen Hand in Hand gehen und wirtschaftliche wie soziale Zielkonflikte aktiv bearbeitet werden.
Die weitere Entwicklung wird entscheidend davon abhängen, wie konsequent Wirtschaft, Politik und Gesellschaft kreislaufbasierte und sozial nachhaltige Ansätze gemeinsam fördern und umsetzen.
„Nachhaltige und zirkuläre Immobilienmodelle, die Mieterinteressen und Ressourcenschutz verbinden, werden mittelfristig zum Standard reifer Märkte gehören. Die Pionierphase ist noch nicht abgeschlossen, aber das Momentum steigt spürbar.“
Das nachhaltigste Gebäude der Welt steht in Baden-Württemberg und zwar in Kirchheim unter Teck.
Die Erweiterung des Eisbärhauses setzt neue Maßstäbe und optimiert das nachhaltige Bauen in vielen Bereichen.
Das klimapositive Wohn- und Geschäftshaus bekam Platin, die höchste Bewertung, die ein Neubau im Zertifizierungsverfahren der DGNB jemals erreicht hat. Damit zählt das #Eisbärhaus nun als nachhaltigstes Gebäude der Welt.
Seine negative CO2-Jahresbilanz leistet einen erheblich positiven Beitrag zum Klimaschutz. Wir waren vor Ort und haben beim Architekten mal ganz genau nachgefragt, warum das Gebäude so besonders ist in punkto Ökobilanz, Rückbau- und Recyclingfreundlichkeit und Vorbild für neue Projekte sein kann.
Die National University of Singapore (NUS) beherbergt mit dem SDE4-Gebäude der School of Design and Environment ein Vorzeigeprojekt für zirkuläres und nachhaltiges Bauen im asiatischen Raum:
SDE4 ist das erste „Net-Zero Energy“-Gebäude Singapurs und wurde 2019 eröffnet. Es produziert mithilfe von etwa 1.200 Photovoltaik-Solarpaneelen so viel Energie, wie es selbst verbraucht – jährlich werden so bis zu 180.000 USD eingespart.
Das Gebäude verfügt zudem über ein hybrides Kühl- und Lüftungssystem sowie architektonische Strukturen, die für Schatten und gute Belüftung im tropischen Klima sorgen.
Die Gebäudeplanung integriert zirkuläre Prinzipien: Flexible, offene Raumkonzepte, nachwachsende Ressourcen und kreislauffähige Materialien werden eingesetzt.
Die Fassade ist so gestaltet, dass sie Hitze minimiert, Tageslicht optimal nutzt und natürliche Belüftung gewährleistet.
Die SDE4 dient als „Living Lab“ für nachhaltige Architektur und zirkuläre Innovation. Studierende und Forschende nutzen das Gebäude selbst als Forschungsobjekt und entwickeln Lösungen für Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Stadtentwicklung.
Das Projekt gilt als Meilenstein für zirkuläres Bauen und nachhaltige Bildungsinfrastruktur in Südostasien und inspirierte die Modernisierung weiterer Uni-Gebäude (SDE1 & SDE3) nach ähnlichen Prinzipien.